Joseph Haydn (1732-1809): „Missa in Tempore belli“ – Paukenmesse (Hob. XXII Nr. 9)
Die „Missa in Tempore belli“ („Messe in Kriegszeit“), wie Haydn sie überschrieb, entstand 1796 in einer Zeit unmittelbarer Kriegsbedrohung: Napoleon war mit den französischen Truppen in Norditalien erfolgreich und ein weiteres Vordringen wurde befürchtet.
Haydn komponierte die Messe in jenem Lebensabschnitt, als er in England bereits zu großem Ruhm gekommen war und, musikalisch bedeutsam, nachdem er u.a. in seinen Londoner Sinfonien seinen Instrumentalstil vollends entwickelt und die formale Anlage der Sinfonien ausgebildet hatte. Formale Ideen der Sinfonien finden sich auch in den sechs großen späten Messen, von denen diese die erste ist: Die langsame Einleitung des Kyrie, aber auch der Aufbau einzelner Sätze, der sich oft aus einem einzigen Thema ableitet und auf einen kontrastierenden Mittelteil eine Art Reprise folgen lässt.
Die drohende Kriegsgefahr und die daraus resultierende Angst zeigt sich in zahlreichen Eintrübungen in der Messe, bereits im düsteren Beginn des Kyrie, wie auch im auffällig zurückgenommenen „et in terra pax hominibus“ („und auf der Erde Friede den Menschen“) des Gloria und dem arienhaft „Qui tollis peccata mundi, miserere nobis“ (Der du die Sünden der Welt hinwegnimmst, erbarme dich unser“), in dem einem Bass-Solo ein Solo-Cello gegenübergestellt wird.
Im „Agnus Dei“ schließlich tritt die Pauke in einer ungewöhnlichen, geradezu beklemmenden solistischen Rolle hervor, zu dem flehentlichen „misere nobis“ („erbarme dich unsere“), dazwischen setzt Haydn eindringliche Trompetenklänge. Der triumphierende Schluss („Dona nobis pacem“ - „Gib uns Frieden“) wird immer wieder eingetrübt.
Die Bezeichnung „Paukenmesse“ erhielt die Messe später, wohl wegen des besonderen Einsatzes dieses Instruments.
Dr.in Maria Helfgott
Dirigent: Jordi Casals
Organist: Robert Kovács
Chor: Wiener Sängerknaben, Mitglieder des Herrenchors der Wiener Staatsoper und Choralschola der Wiener Hofburgkapelle
Orchester: Mitglieder der Orchesters der Wiener Staatsoper
Zelebrant: Peter Schipka
Dauer: ca. 95 min (09:15-10:50)
Kartenreservierung unter office@hofmusikkapelle.gv.at
Der Online-Kartenverkauf erfolgt über Culturall: