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Kaiser Leopold I.

Missa Angeli Custodis

Wiener Sängerknaben, Herrenchor der Wiener Staatsoper, Choralschola der Wiener Hofburgkapelle, Mitglieder der Wiener Philharmoniker, Mirjam Schmidt, Wolfgang Kogert

Kaiser Leopold I. (1640–1705)

Missa Angeli Custodis
Für 4 Singstimmen, 2 obligate Violinen und Ripieno

Leopold war als zweiter Sohn von Kaiser Ferdinand III. ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt und trat 1658, nach dem Tod seines Bruders Ferdinand IV. im Jahr 1654, die Thronfolge als Kaiser des Heiligen Römischen Reiches an. Seine Regentschaft zeichnete sich durch die Prachtentfaltung des Wiener Kaiserhofes aus, in der Musik von zentraler Bedeutung war. Inmitten dieser Bemühungen stand die Wiener Hofmusikkapelle, die durch Leopold I. eine erhebliche personelle Aufstockung erfuhr.

Leopold I. zählt neben Ferdinand III., Josef I. und Karl VI. zu den sogenannten komponierenden Kaisern und zeichnet sich unter diesen als der versierteste und schaffensreichste aus. Seine private Musikbibliothek, die sogenannte Bibliotheca cubicularia (=Schlafkammerbibliothek), ist noch heute einer der wertvollsten Bestände der Musiksammlung der Nationalbibliothek.

Der Name der Missa Angeli Custodis bezieht sich auf den Schutzengelsonntag, der im 17. und 18. Jahrhundert in Wien von Bedeutung war und auch heute noch am 1. Sonntag im September gefeiert wird. Der originale Stimmensatz trägt den ausführlichen Titel: „Di sua Maestá Cesarea Leopoldo Primo Missa Angeli Custodis á4 voci […] 2 Violini in Conc:to Et Ripieno“. Die zu dieser Zeit übliche Angabe der Besetzung im Titel weist also auf einen 4-stimmigen Chor verstärkt mit Instrumentalstimmen und zwei unabhängig geführte Violinen hin. Die Missa Angeli Custodis lässt sich daher dem Gattungsbegriff Missa mediocre zuordnen und liegt damit zwischen den größer (vor allem mit Trompeten) besetzten und aufwendiger gestalteten Missae solemnes, und den nur a Cappella besetzten Messen.

Die Messe weist eine Vielfalt an musikalischen Themen und Motiven auf, die in der feingliedrigen Unterteilung des Textes begründet liegt. Die einzelnen Abschnitte sind abwechselnd polyphon, homophon oder solistisch-konzertierend gesetzt. Das Credo ist in 12 Abschnitte, das Gloria in 6 unterteilt. Die zweite Hälfte des Glorias gestaltet sich dementsprechend: Das tu solus wird mit solistisch konzertierendem Sopran und obligat geführten Violinen ausgeführt; das folgende cum sancto spirito ist homophon gesetzt, – d.h. alle vier Singstimmen haben denselben Rhythmus und Text – und das Amen, welches in gleicher Form auch das Credo beschließt, ist polyphon.

Wien, Juli 2022                                                                                                 
Sebastian Bürger

Quellen:

  • Kaiser Leopold I.: Missa Angeli Custodis, Hrsg. von Jörg Jacobi, Edition baroque, 2013.
  • Grassl, Markus.: Art. „Leopold I.“, in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, Kassel u.a., 2016.
  • Hilscher, Elisabeth Th.: Art. „Leopold I.“, in: Oesterreichisches Musiklexikon online, hrsg. von Barbara Boisits, 2004.
  • Adler, Guido (hrsg.): Werke der Kaiser Ferdinand III., Leopold I. und Joseph I., Ataria, Wien, 1892, S. v–ix.
     

Dirigent: Mirjam Schmidt
Organist: Wolfgang Kogert
Chor: Wiener Sängerknaben, Herrenchor der Wiener Staatsoper und Choralschola der Wiener Hofburgkapelle 
Orchester: Mitglieder der Wiener Philharmoniker

Zelebrant: Peter Schipka

 

Kartenreservierung unter office@hofmusikkapelle.gv.at

Der Online-Kartenverkauf erfolgt über Culturall:

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Ein Wiener Sängerknabe